Sonntag, 8. April 2012

Günter Grass bei der Waffen-SS - Die Beweise liegen seit Jahrzehnten vor

Günter Grass bei der Waffen-SS

Die Beweise liegen seit Jahrzehnten vor

Günter Grass (Foto: dpa) Günter Grass Der Schriftsteller Günter Grass hatte bereits direkt nach Kriegsende zugegeben, bei der Waffen-SS gewesen zu sein. Grass` Personaldokumente bei der Berliner Wehrmachtsauskunftsstelle dokumentieren dies. In amerikanischer Gefangenschaft hatte der Schriftsteller die Angaben gemacht und diese mit Unterschrift und Fingerabdruck beglaubigt.

Wehrmachtsauskunftsstelle

Die Berliner Wehrmachtsauskunftsstelle verwahrt nach eigenen Angaben tonnenweise Original-Schriftgut der ehemaligen deutschen Wehrmacht und anderer militärischer und militärähnlicher Verbände. Unter den Materialien befinden sich auch zwei aussagekräftige Blätter aus den US-Kriegsgefangenenunterlagen von Literaturnobelpreis-Trägers Günter Grass. Auf einem Bogen ist vermerkt, dass Grass in der SS-Panzerdivision Frundsberg diente.
 
Doch die in der Berliner Wehrmachtsauskunftsstelle lagernden Belege über die Mitgliedschaft von Günter Grass in der Waffen-SS sind seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr eingesehen worden. "Die einzige Anfrage, die es gegeben hat, war die eines Rentenversicherungsträgers vor 13 Jahren", sagte der stellvertretende Leiter der Behörde, Peter Gerhardt, der Nachrichtenagentur dpa. Die Auskunftsstelle trat damit Gerüchte entgegen, nach denen Grass mit seinem Bekenntnis einer Veröffentlichung von Forschern habe zuvorkommen wollen.

Buch ab sofort im Handel

Derweil gab der Steidl Verlag bekannt, dass das neue Grass-Buch "Beim Häuten der Zwiebel" ab sofort im Handel sei. Der ursprünglich für den 1. September vorgesehene Verkaufsbeginn sei angesichts der aktuellen Debatte um Grass vorgezogen worden. Die Startauflage des Buches betrage 150.000 Exemplare. Beim Internetbuchhandel Amazon steht Grass' Kindheits- und Jugend-Autobiografie auf Platz eins der Vorbestellungsliste.

Keine Aberkennung des Nobelpreises

Nach seinem Eingeständnis in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" war Literaturnobelpreisträger Grass in den vergangenen Tagen teils heftig kritisiert worden. Grass selbst zeigte sich persönlich verletzt: "Sicher ist es auch der Versuch von einigen, mich zur Unperson zu machen", sagte er. Warum er so viele Jahre schwieg, wollte Grass bislang aber nicht beantworten. In der ARD sagte er, dies werde in seinem neuen Buch erklärt.
Eine Aberkennung des Literatur-Nobelpreises für Günter Grass, wie sie Einzelne gefordert hatten, schloss die schwedische Nobelstiftung aus. Der Direktor der Stiftung, Michael Sohlman, sagte in der Stockholmer Zeitung "Dagens Nyheter" unter Hinweis auf die Nobel-Statuten: "Die Vergabe ist endgültig. Es ist auch noch nie vorgekommen, dass ein Preis wieder zurückgenommen wurde." Grass hatte den Literatur-Nobelpreis 1999 von der Schwedischen Akademie zuerkannt bekommen.
Nach dem Wirbel um das SS-Eingeständnis von Günter Grass startet die ARD bereits an diesem Donnerstag die neue Literatursendung "Wickerts Bücher". Darin interviewt Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert um 22.45 Uhr den Schriftsteller.
Stand: 16.08.2006 12:12 Uhr

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